Das Blog der Visualisierung

Powerpoint zum Zwanzigsten

Das Erscheinungsbild dieses Weblogs hat die Bücher von Edward Tufte zum Vorbild und dieser Autor wird bestimmt noch in vielen Beiträgen Erwähnung finden. Allerdings ist Tufte ein Spezialist für bedrucktes Papier und hält nicht viel vom Internet oder Bildschirmdarstellungen ganz generell. Dabei ist die hohe Informationsdichte, die Papier im Gegensatz zu heutigen Bildschirmen erreicht, nur eine Seite der Medaille. Animation und Interaktion können bei der Visualisierung in elektronischen Medien großartiges bewirken, wie in diesem Weblog auch noch gezeigt werden soll.

Tufte hat in seinem Essay The Cognitive Style of Power Point eine herrlich zu lesende Kritik an der beim Einsatz von Powerpoint häufig produzierten Inhaltsleere vorgelegt und geht darin sogar so weit, die Explosion des Columbia Space Shuttles auf missverständliche Powerpointfolien zurückzuführen (PowerPoint Does Rocket Science). Allerdings hinterlässt die Lektüre nach etwas zeitlichem Abstand einen schalen Nachgeschmack, gemäß dem Roman Herzog zugeschriebenen Ausspruch Wir haben kein Erkenntnis-Problem sondern ein Umsetzungsproblem. Will sagen, Kritik ist einfach, besser machen schon schwieriger. Dennoch eine kurze Tufte Kostprobe zum Thema:

Imagine a widely used and expensive prescription drug that promised to make us beautiful but didn't. Instead the drug had frequent, serious side effects: It induced stupidity, turned everyone into bores, wasted time, and degraded the quality and credibility of communication. These side effects would rightly lead to a worldwide product recall.

Yet slideware -computer programs for presentations -is everywhere: in corporate America, in government bureaucracies, even in our schools. Several hundred million copies of Microsoft PowerPoint are churning out trillions of slides each year. Slideware may help speakers outline their talks, but convenience for the speaker can be punishing to both content and audience. The standard PowerPoint presentation elevates format over content, betraying an attitude of commercialism that turns everything into a sales pitch.

[PowerPoint Is Evil. Power Corrupts. PowerPoint Corrupts Absolutely.,
Edward Tufte in Wired 11.09 | September 2003]

Als guten Vorsatz für dieses Projekt habe ich mir vorgenommen, nicht nur zu kritisieren, weil das wirklich zu billig ist. Und gerade in Bezug auf Powerpoint gibt es glücklicherweise Abhilfe, nämlich das Presentation Zen Weblog, das nicht umsonst die Linkliste zu Ihrer Rechten anführt. Und für alle Ungeduldigen deshalb hier der direkte Link zu den Top Ten Slide Tips (Demnächst auch in Buchform).

Ach so, Powerpoint wurde jüngst zwanzig Jahre alt und dazu empfehle ich den Artikel des Wall Street Journal vom 20. Juni 2007, in dem die heute Anfang 60-jährigen Powerpoint Entwickler zu Wort kommen und der Tufte Kritik Recht geben.

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